Nach einer Woche Meditations- und Schweigeseminar – 5 Tipps für deine Meditation

Schon nach dem ersten Tag auf meinem Meditationskissen sitzend und im Schweigen kamen die Gedanken „Warum machst du das, Luisa? Warum tust du dir das an? Andere fahren in den Urlaub nach Italien und du sitzt über 6 Stunden am Tag hier rum!“ Diese Gedanken waren gar nicht so einfach loszuwerden. Zwischendurch wäre ich am liebsten schreiend aus dem Raum gerannt. Und nach etlichen Stunden im Widerstand mit mir selbst, erinnerte ich mich immer wieder an die Worte des Meditationslehrers: „Bleib mit einem achtsamen und wachen Gewahrsein bei deinem Atem.“

Wie beantworte ich nun die Frage, „Warum gehst du für fast eine Woche in ein Schweigeseminar zum Meditieren?“  

Meine spirituelle Antwort: Selbsterkenntnis. Ich glaube, noch nie zuvor wurde ich so schonungslos mit meinen Gedankenmustern, Ängsten und inneren Verhaltensweisen konfrontiert. Kurzum, meinem Ego. In den Momenten, in denen es mir gelungen ist, meine Gedanken und Emotionen ohne Wertung zu betrachten, wurde mir Stück für Stück bewusst, wie hart ich selbst mit mir bin, welche die Ängste hinter den Ängsten sind und dass mein Ego auf keinen Fall möchte, dass ich diese Dinge erkenne. Doch genau das ist meinen Augen das Wertvolle: sich selbst so gut zu kennen, um Stopp zu den eigenen, fiesen Gedanken sagen zu können, sich bewusster für wertschätzende Worte entscheiden zu können oder lang einprogrammierte Reiz-Reaktion-Mechanismen durch die Betrachtung aufzulösen. Der Buddha sagt: Durch Meditation wirst du frei. Nach dieser Woche kann ich ein Stück besser verstehen, was er damit meint.

Meine eher praktische Antwort: Fokus. Durch Meditation habe ich gelernt, meinen Fokus auszurichten. In der Meditation bringe ich immer wieder meinen Fokus zurück zum Meditationsobjekt. In der buddhistischen Vipassana Meditation ist das Objekt der Atem, das heißt, die Ein- und Ausatmung in dem Körper zu betrachten. Zu Beginn werden einen tausende Gedanken ablenken, das ist ganz normal. Und jeder Moment, in dem man feststellt, man träumt, analysiert oder hirnt und wieder zurück zum Atem kommt, ist ein wertvoller Moment. Irgendwann regt sich auch der Körper, möchte nicht mehr sitzen und veranlasst dich, dich zu bewegen. Sei es durch schmerzende Füße, eingeschlafene Beine oder stechende Rückenschmerzen. In der Meditation geht es darum, ruhig im Inneren zu werden, und das heißt natürlich auch im besten Fall, deinen Körper nicht zu bewegen, sondern erstmal die Impulse in dem Körper zu betrachten.

Im Folgenden möchte ich in diesem Blog ein paar Techniken und Methoden von meinem Vipassana Meditationslehrer, Alexander Vogt, teilen, die für mich gut funktionieren, um besser in den Zustand des „offenen Gewahrseins“ zu kommen.

Was du gegen dein Monkey-Mind tun kannst:

  1. Zählen der Ein- und Ausatemzüge:
    Eins für die Einatmung, zwei für die Ausatmung und so weiter. Wenn du bei zehn angekommen bist und deine Gedanken immer noch extrem eifrig sind, beginne wieder bei eins, um sicher zu gehen, dass das Zählen noch bewusst und nicht von deinen Gedanken automatisiert wird.
  2. Worte mit dem Atem sprechen:
    In der Länge der Einatmung sage dir innerlich „Ein“ oder „Einatmen“ oder „Einatmen, ich bin mir meines Einatems bewusst“ – je nach Länge deiner Atemzüge. Das gleiche für die Ausatmung.
  3. „Gedanken-Label“:
    Sobald du bemerkst, dass da wieder ein Gedanke war, verpasse ihm das Label „Gedanke“. Das schafft, dass du dich nicht damit identifizierst. Kehre dann wieder zurück zu deinem Atem.  

Was du gegen körperliche Zimperlein und Impulse tun kannst:

  1. Körperwahrnehmung:
    Sobald du merkst, dass dich dein Körper versucht abzulenken, nimm genau die Körperstelle wahr. Wo genau ist dieser Impuls in deinem Körper? Was ist das für ein Impuls? Ein Schmerz, ein Stechen, ein Ziehen, ein Jucken, … Versuche diese körperlichen Impulse zu betrachten und mache sie zu deinem Meditationsobjekt. Wahrscheinlich lösen sie sich irgendwann auf. Ansonsten betrachte sie weiter.
  2. Innerlich „ja“ sagen:
    Wenn der Körper anfängt zu schmerzen oder zu ziehen, bauen wir bzw. baue ich erst einmal einen inneren Widerstand auf á la „oh nee, ich mag das jetzt nicht!“ Mich hat es ein wenig Überwindung gekostet, das was sich im Körper in der Meditation zeigt, anzunehmen. Geholfen hat mir innerlich ein „Ja“ zu dem Rückenschmerz, zu den eingeschlafenen Füßen, etc. zu sprechen.

Vielleicht kannst du die ein oder andere Technik in deine Meditation integrieren. Da unser Ego gewieft ist, empfehle ich dir über einen längeren Zeitraum bei einer Technik zu bleiben, ansonsten besteht die Gefahr, dass die Techniken deinen Geist auch ablenken.

Meditierst du denn regelmäßig? Hast du schonmal angefangen und dann wieder aufgehört? Zu diesen Fragen möchte ich noch die Worte des Meditationslehrers wiedergeben. Er sagte, dass wir uns bewusst sein sollen, dass das Ego uns natürlich dazu bringen wird, mit dem Meditieren nach einiger Zeit wieder aufzuhören. Um stattdessen etwas Neues zu beginnen und auszuprobieren. Bei diesem Satz musste ich mir an die Nase fassen. Deshalb Memo an mich selbst – und vielleicht auch an dich: Bleibe bei einer Meditationstechnik. Und übe.

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