Warum jeder von uns über das Zusammenspiel von Stress und Entspannung wissen sollte

Bevor ich tiefer in das Thema einsteige, möchte ich folgendes herausstellen – sozusagen die gute Nachricht gleich zu Beginn: In unserem Körper gibt es sowohl einen fest einprogrammierten Stress-Mechanismus, als auch einen fest einprogrammierten Entspannungs-Mechanismus. Den Stress-Mechanismus erleben wir alle täglich in unserem voll gepackten, hektischen und fordernden Alltag. Wir möchten alles unter einen Hut bekommen, bloß nichts vergessen, überall dabei sein, alles ‚richtig‘ machen, etc. Bloß, wie oft erleben wir in unserem Alltag das Gefühl von Entspannung und nutzen den in unseren Körper fest einprogrammierten Mechanismus der Entspannung?

Zugegeben das Thema Stress und Tiefenentspannung hat mich in den letzten Wochen und Monaten ziemlich gepackt. In einem vorherigen Blog-Beitrag habe ich bereits kurz über das Entstehen von Stress geschrieben. Seit dem habe ich wissenschaftliche Studien über das Thema gelesen, Podcasts von führenden Wissenschaftlern auf dem Gebiet der Stressforschung und Psychoneuroimmunologie gehört und habe selbst die verschiedensten Tools und Techniken ausprobiert, die sowohl wissenschaftlich erforscht sind, als auch das Yoga seit tausenden von Jahren bietet.

Warum finde ich das ganze Thema so interessant und lässt mich nicht mehr los? Weil es wirklich jeden von uns betrifft. Weil es zeigt wie intelligent und faszinierend unser Körper ist. Weil allein das Wissen über das Zusammenspiel von Stress und Entspannung, so viel mehr Lebensqualität für jeden von uns bedeuten könnte. Weil die Tools, Techniken und Methoden so simpel anzuwenden sind.

Wie läuft die Stress-Reaktion in unserem Körper ab?

Schon einmal vorab: Die Stress-Reaktion ist an sich nichts schlechtes, sondern sie hilft uns auf Herausforderungen zu reagieren und mobilisiert uns und unseren Körper. Die Reaktion unseres Körpers auf Stress läuft in jedem von uns gleich ab, sie ist sozusagen hart in unseren Körper einprogrammiert. Durch verschiedene Auslöser, den sogenannten Stressoren, wird dieser Mechanismus in Gang gesetzt. Stressoren sind für jeden von uns individuell. Das ist bei mir z.B. das seitliche Einparken nach 10 Jahren ohne Übung in der Stadt oder das Klären eines Terminkonflikts, wenn ich merke, dass ich mir zu viel vorgenommen habe.

Durch einen Stressor wird also der Stress-Mechanismus in Gang gesetzt: Eine Kette von Reaktionen in unserem Nervensystem wird angestoßen: Der Sympathikus wird aktiviert, Neurotransmitter und Stresshormone werden ausgeschüttet. Diese docken an entsprechenden Rezeptoren von unseren Muskeln und Organen an. Unser Herz und die Muskulatur unserer Beine werden zum Beispiel aktiviert, wohingegen unser Verdauungs- und Reproduktionssystem das Signal bekommen, in ihrer Funktion herunterzufahren, solange der Stress anhält.

Stellen wir uns also vor, wir erleben jeden Tag bewusst etliche Stressoren in unserem Alltag wie der Wecker klingelt, zu spät aus dem Haus gegangen, Bahn verpasst, etc. Dazu kommen noch weitere Stressoren, die wir gar nicht bewusst wahrnehmen, z.B. in Form von destruktiven Überzeugungen und Verhaltensweisen oder traumatischen Erlebnissen. Auch unsere Ernährung kann ein zusätzlicher Stressor sein. Kaffee wirkt zum Beispiel ähnlich aktivierend wie das Stresshormon Adrenalin, das an der Stressreaktion beteiligt ist.

Ein häufiges Aktivieren des Stress-Mechanismus ohne Entwarnung kann zu Dauerstress führen und dieser wiederum hat gravierende, gesundheitliche Folgen. Dauerstress äußert sich in verschiedenen Stufen. Als erstes in Form von Muskelverspannungen und schlechten Atemgewohnheiten, daraus resultierend Muskelschmerzen, das Gefühl von ausgelaugt, antriebslos und müde zu sein, bis hin zu Angststörungen, Verstärken von Krankheitsverläufen (unter Stress werden die Reparaturprozesse unseres Körpers heruntergefahren) bis schließlich hin zu Burnout. Das Verheerende ist, dass die Folgen von Stress selbst wiederum zusätzliche Stressoren sind, die den Körper daran hindern, zu entspannen.

Was kannst du also tun?

Eine Möglichkeit, um diesen Teufelskreis, der aus Stress resultiert, zu durchbrechen und den Folgen von Stress entgegen zu wirken: Tiefenentspannung. Durch das Üben von Tiefenentspannung – am besten täglich – bekommt der Körper ein Zeichen der Entwarnung, dass der Stress vorbei ist. Genauso wie also Stressoren die Stressreaktion hervorrufen, gibt es einen Mechanismus, der auf Entspannungsimpulse reagiert. Ist das nicht super intelligent von unserem Körper? Dieser Entspannungsimpuls wirkt somit umgekehrt zu der Stressreaktion in unserem Körper und kann eine Entspannungskaskade in unserem Körper hervorrufen. Dieser Effekt ist bereits in den 1970er Jahren durch Herbert Benson als „Relaxation Response“ an der Harvard Medical School beschrieben und erforscht worden. Dafür musst du auch nicht stundenlang üben, sondern der Entspannungsimpuls setzt bereits nach 15-20 min ein.

Darüber hinaus gibt es bestimmte Atemtechniken, die unserem Körper einen Entspannungsimpuls geben. Atmung und Gemütszustand hängen eng miteinander zusammen. Hast du viel Stress, wirst du wahrscheinlich eher flach und kurz atmen, weil u.a. durch den Stress unbewusst (Ver-)Spannungen in deinem Bauch entstehen. Vertiefst du also deine Atmung, entspannst deinen Bauch und versuchst vor allem in deinen Bauch ein- und auszuatmen, kannst du deinem Körper bewusst einen Impuls der Entspannung geben.

Warum ist das Wissen über Stress und Entspannung also so bedeutend?

Nachdem ich um diese zwei fest einprogrammierten Reaktionen weiß, ist es für mich zu einer Priorität geworden meinem Körper regelmäßig den Impuls der Entspannung zu geben, um nicht nur die negativen Folgen von Dauerstress zu vermeiden, sondern umgekehrt eine dauerhaft hohe Lebensqualität zu haben. Niemand ist Stress ausgeliefert, sondern jeder von uns kann die folgenden Dinge tun, die die Wissenschaft schon seit Jahren kennt.

3 Tipps, wie du mit Stress umgehen kannst:

  1. Sich darüber bewusst werden, welche Stressoren, es im Alltag gibt, um sich zu überlegen welche davon – wenn möglich – reduziert werden können.
  2. Regelmäßiges Üben von Tiefenentspannung, sei es durch eine (stressfreie) Yoga Praxis, eine Meditation oder anderen Tiefenentspannungsmethoden wie Autogenes Training, Progressive Muskelrelaxation oder ein achtsamer Body Scan.
  3. In akuten Stressreaktionen das Anwenden von bestimmten Atemtechniken wie Nadi Shodana, die einen unmittelbaren Effekt auf das Nervensystem haben.

Wenn du verschiedene Entspannungstechniken und Atemübungen lernen und ausprobieren möchtest, lade ich dich zu meinem Workshop am 24.10.2021 im Happy Mind Yoga München ein. Darin werden wir unter anderem noch tiefer auf die Entstehung von Stress, dem Stresssyndrom und die Bedeutung von Tiefenentspannung eingehen, und vor allem den Fokus auf das Üben von verschiedenen Entspannungstechniken legen. Die Kursbeschreibung folgt demnächst, du kannst dich dennoch hier schon anmelden:

Was ich dir und jedem, der sich häufig gestresst, innerlich unruhig und unter Druck fühlt, sagen möchte: Du bist Stress nicht ausgeliefert. Unser Körper hat eine intelligente Reaktion, um mit Stress umzugehen. Genauso gibt es einen Mechanismus, um unseren Körper bewusst ein Zeichen der Entwarnung zu geben. Du musst also nicht auf das nächste Wochenende, den anstehenden Projektabschluss oder Urlaub warten, sondern du kannst täglich selbst etwas dafür tun.

Denn ich wünsche mir, dass du eines bleibst: gesund.